SCHULZE-ORGEL - J. F. SCHULZE
 
Johann Friedrich Schulze - Orgelbauer aus Tradition
 
In Milbitz (Thüringen) beginnt mit dem Orgelbauer Johann Elias Schulze (1688-1762) eine Erfolgsgeschichte über fünf Generationen. Von ihm selbst ist nur eine Orgel in Unterwirbach von 1738 bekannt. Auch seine Söhne Johann Heinrich und Johann Daniel und dessen Sohn Johann Andreas wirken vor allem im näheren Bereich von Milbitz. Die Anzahl der gebauten Orgeln ist beachtlich und die Werke gehören zu den bedeutendsten Leistungen thüringischer Orgelbaukunst des 18. Jahrhunderts.

In vierter Generation wird am 27.01.1793 Johann Friedrich Schulze geboren. Schon mit 13 Jahren verliert er seinen Vater, und so erlernt er sein Handwerk bei Johann Benjamin Witzmann in Stadtilm. Mit 22 Jahren eröffnet er seine eigene Werkstatt in Milbitz, die er 1825 nach Paulinzella verlagert. Die wichtigste Begegnung für die Orgelwelt findet 1824 in Weimar statt. Dort lernt er bei Umbauarbeiten an der Trampeli-Orgel in der Stadtkirche Weimar Johann Gottlob Töpfer (1791-1870) kennen, den Organisten dieser Orgel. Töpfer erhält von Schulze viele praktische Anregungen für sein eigenes orgeltheoretisches Schaffen und verhilft im Gegenzug den neuartigen Bauprinzipien Schulzes zu Anerkennung und Verbreitung.
Neben dem experimentellen Orgelbau führt Schulze auch eine standardisierte rationelle Bauweise in den Orgelbau ein. Er baut Windladen und ganze Register "auf Lager", so dass er rasch und preiswert neue Orgeln anbieten kann. Durch das Prinzip, den inneren Aufbau der Orgel unabhängig von der Gestaltung des Orgelgehäuses durchzuführen, können viele vorhandene und wertvolle Gehäuse erhalten werden.

Der gute Ruf der Schulzeschen Werkstatt eilt den Orgeln voraus, die nun auch an exponierten Orten gebaut werden, z. B. in Frankfurt/M., Bremen, Lübeck, Halberstadt und Riga. Mit seinem Sohn Edmund dehnt sich der Wirkungskreis besonders auf England aus. Dort wird 1851 auf der Weltausstellung ein zweimanualiges Instrument mit so großem Erfolg präsentiert, dass viele große Aufträge in England erfolgen.

Nach dem Tod Schulzes am 09.01.1858 übernehmen seine Söhne Edmund, Eduard, Oskar und Herwart die Werkstatt. Viele Orgeln entstehen in dieser Zeit der fünften Generation, eine Orgel geht sogar auf den Weg nach Australien. Doch die führende Stellung der Werkstatt ist nicht zu halten. Die Weiterentwicklung des Orgelbaus, z. B. die Einführung pneumatischer Trakturen, geht an dem abgelegenen Paulinzella vorbei. Nach dem Tod des letzten Bruders 1880 wird die Firma aufgelöst und das Traditionsunternehmen gerät in Vergessenheit.